Deutschland hat einen Fachkräftemangel. Kliniken und Logistiker etwa werben daher weltweit Personal an. So wie Elaine und Yassine. "37°" begleitet die beiden bei ihrem Start in Deutschland. Arbeitskräfte sind keine Ware. Die Menschen, die zu uns kommen, haben Familien, Gefühle und Lebensgewohnheiten. Wie kommen sie bei uns zurecht, welche Hürden müssen sie nehmen? Bis 2035 fehlen 350.000 Pflegekräfte. Und schon heute bereits 70.000 Lkw-Fahrer. Elaine (37) aus Brasilien hat Pflege studiert, sie war leitend in der Notaufnahme in einer Klinik in São Paulo tätig. Sie ist verheiratet, hat einen achtjährigen Sohn, die Familie wohnt in einer Siedlung am Rande der Stadt. Sie und ihr Mann möchten gern etwas Neues kennenlernen, Europa ist ein Traum. Die hohe Kriminalitätsrate in ihrem Land macht ihr Angst. "Ich kann als Frau nicht alleine morgens zur Arbeit gehen. Entweder werde ich vergewaltigt oder ausgeraubt." Sie sucht für ihre Familie Sicherheit. Sie hofft, diese in Deutschland zu finden. Zunächst geht sie allein, später soll die Familie nachkommen. Der Weg dahin ist beschwerlich. Obwohl Deutschland dringend Pflegekräfte aus dem Ausland braucht, sind die Hürden hoch: Für die Bewältigung der in Brasilien durchgeführten Sprachkurse bis zum Niveau B1, für die Anträge und Genehmigungen sowie das nötige Arbeitsvisum braucht es Monate. Die mittelständische Spedition Kirchner in Südhessen sucht dringend Fahrer und Auszubildende. Nur wenige Deutsche wollen eine Ausbildung zum Berufskraftfahrer machen. Von den sechs Auszubildenden kommen drei aus Marokko und Tunesien. Über die Bundesagentur für Arbeit wurde Yassine der Spedition vermittelt. Nach dem Abitur in Sousse, einer Stadt an Tunesiens Küste, arbeitete Yassine (26) als Lkw-Fahrer. Er machte den Führerschein, und los ging es. In Deutschland eine richtige Ausbildung zu machen, reizte ihn. In einem Intensivkurs lernte er Deutsch in Tunesien, und weil Lkw-Fahrer dringend gebraucht werden, erhielt er relativ schnell ein Visum. Da sein tunesischer Führerschein aber nicht anerkannt wird, muss er in Deutschland nochmals den Lkw-Schein machen. Und es gibt weitere Hürden: Es müssen zum Beispiel Wohnungen gefunden werden. Die Spedition unterstützt, wo sie kann, um den jungen Menschen das Ankommen in ihrer neuen Heimat so leicht wie möglich zu machen. Aber manchmal wissen die Logistiker auch nicht, wie sie der deutschen Bürokratie Herr werden können: viele unterschiedliche Ämter, unterschiedliche Anforderungen und mitunter wenig Bereitschaft, sich flexibel zu zeigen. Die "37°"-Sendung steht am Sendetag ab 8.00 Uhr in der ZDFmediathek zur Verfügung.